Meine lieben Freunde
Kakadu Dame Nicki und Amazonen Herr Pedro heissen meine besten Freunde. Ohne Worte sind sie sehr kommunikativ und kommen immer zu mir. Nicki überrascht mich oft mit Aktionen wo ich denke, man, woher weiss die das schon wieder. Sie können ähnlich wie Hunde sehr gut die Mimik und Körpersprache der Menschen lesen. Gefühle kann man mit ihnen teilen. Sie weiss immer was los ist! Eines Freitags 1991 kam ich in Uniform vom Wehrdienst nach Hause und im Hof stand ihr Papa, der sie aufgezogen hat, und zack hatte ich sie auf der Schulter sitzen und sie hebte ihr Köpchen neben meine Nase. Er meinte sie wolle gekrabbelt werden. Da war es gleich um mich geschehen.
Pedro ist dagegen ähnlich wie bei Fred Feuerstein auf Arbeit eine Feierabendsirene. Seit Jahrzehnten erklingt Punkt 18:45 Uhr immer dasgleiche laute Geräusch. Er ist auch Alarmanlage und bewacht die Kasse. Er kennt bestimmt alle Leutner Kunden seit 1976. Er kam am 30ten Geburtstag meiner Mutter zu uns nach Bühl. Anfangs sprach er noch Spanisch, deshalb Pedro. Ich kenne die Welt nur mit ihm. Und am Anfang stand mein Bruder neben ihm im Schaufenster, beide im Käfig bzw. im Laufstall. Er kann singen wie die alte Putzfrau, die lange Jahre bei uns gearbeitet hat. Ein Sopran vom Feinsten! Und wenn er spricht hört er sich an wie eine Angestellte die in den 70er bis 80er Jahren an der Kasse war. Er kann so gut sprechen dass viele meinen es ist ein Mensch.
Unzählige Schmuseeinheiten und viel schöne gemeinsame Zeit habe ich den Beiden zu verdanken. Und sie lieben mich auch wenn ich sie immer wieder neu in goldene Käfige einsperre. Das tut mir echt weh. Ich denke immer an Paulus, der seine Liebe auch im Gefängnis leben konnte oder andere Gefangene, die ihr Leben in freiem Geiste lebten.
Die letzte Reise des Pedro Papagei
Heute morgen, am Dienstag den 19. März 2024 trat Pedro seine erste und letzte Reise an. Seitdem er im Juni 1976 in die Rheinstrasse nach Bühl kam sass er in seinem Käfig bei der Kasse. Unzählige Menschen drehten sich erstaunt um und schauten nach, wer sie da angesprochen hatte. Besonders die Kleinen haben es ihm angetan. Er liebte Kinder und war immer ganz aufgeregt, wenn sie mit grossen Augen vor ihm standen. Und Hunde! Nach kurzem Leiden ist er auf dem Weg zum Tierarzt für immer eingeschlafen.
Danke mein liebster Pedro Papagei für deine Liebe und Zuneigung. Du bist immer sofort zu mir gekommen, wenn ich in der Nähe war, mal verschmust, mal verspielt und mal verschlafen, aber immer interressiert an Beziehung und Austausch. Ich habe heute viel geweint und jedes Mal wenn ich die Tür reinkomme fehlst du mit deiner Begrüssung. Ich kenne dieses Haus nur mit dir, immer am gleichen Ort. Du hinterlässt eine grosse Lücke.
Und ich freue mich auch, dass du endlich wieder frei bist. Käfig ist halt Käfig. Du bist in Freiheit geboren und in die Freiheit gestorben. Ich weiss dich wohl aufgehoben in Gottes Liebe. Alle Farben des Regenbogens hattest du mein wunderschöner Freund. Den hellsten Tenor und den härtesten Biss waren deine Merkzeichen.
Wenn ich aus dem Haus ging schaute ich zu ihm und wenn ich wiederkam machte ich einen leisen Pfiff, auf den er immer antwortete, selbst wenn es sehr laut um ihn herum war und sogar wenn er geschlafen hatte. Er ist sofort aufgewacht und hat mich begrüsst. Er hatte einen "alle aus dem Haus" Schrei, der durch geschlossene Türen zu hören war. Wenn viele Familienmitglieder das Haus verliesen ertönte dieser Schrei.
Gerade auf Gefühlsebene war die Freundschaft sehr tief. Nun hat er zusammen mit seiner Bambusschlafstange im Garten von Doris seine letzte Ruhestätte gefunden. Schön in der Natur. Am Tag zuvor hatte er sie noch wie immer durch seinen Käfig gejagt. Legendär waren auch seine Ohrläppchenangriffe auf Anita, wenn sie unten das Käfig gesäubert hat. War echt ein Schlitzohr, ausser mir haben sich wenige an ihn rangetraut. In den letzten Jahren konnte ich ihn freilassen und ihm die Krallen schneiden. Das war ein cooles Ritual, ich konnte ihm sagen welche Kralle er mir reichen soll.